Carelessworld
09.07.2015 Was wurde eigentlich aus...
Das Ende von Careless ist jetzt fast so lange her wie die Band überhaupt existiert hat. Das ist doch ein guter Zeitpunkt darüber zu reflektieren, was aus den Protagonisten dieser Ära geworden ist. Allerdings ist es bei einer Band wie bei fast allem im Leben: fällt ein gemeinsamer Lebensmittelpunkt weg, sei es nun die Schule, der Beruf oder sogar eine Beziehung, brechen auch die Kontakte mit der Zeit immer weiter ab. Das letzte Mal, dass wir alle fünf gemeinsam an einem Ort waren, war der Junggesellenabschied von Frank und auch der ist schon wieder eine Ewigkeit her.
Einige Karrieren konnte ich durch spärlichen Kontakt, familiären Nachrichtendienst und etwas Facebook-Stalking im Auge behalten, bei einem ehemaligen Kollegen musste ich sogar das Datenkraken-Orakel befragen um überhaupt so etwas wie einen Ist-Stand zu ermitteln…und war am Ende sehr überrascht. Aber dazu im Sinne des Spannungsbogens später mehr.

Es ist zweifelsohne spannend zu sehen, wie unterschiedlich sich die musikalischen Lebenswege entwickelt haben. Im Grunde genommen ist jeder von uns seit der Trennung seinem Herzen gefolgt und hat das konsequent umgesetzt, was er gerne schon bei Careless eingebracht hätte. Wenn man sich nun betrachtet, welche Bandbreite von Musikrichtungen von uns abgedeckt wird, ist es kaum noch vorstellbar, wie die Konstellation der Einflüsse und der Vorlieben der einzelnen Mitglieder überhaupt so lange funktionieren konnte. Aber wenn man sich die alten Songs unter Berücksichtigung der hier zu erwerbenden Kenntnisse noch einem anhört wird feststellen, dass alles bereits in Nuancen in der Musik vorhanden war, was heute Stand der Dinge bei uns ist.

Den Anfang der Bestandsaufnahme macht Frank, der bei Careless mit stoischer Präzession den Bass bedient hat. Diese Fähigkeit hat er auch nach dem Ende der Band bei der ein oder anderen Jamsession unter Beweis gestellt, aber konnte oder wollte nicht mehr in einem dauerhaft festem Bandgefüge Fuß fassen. Seine Prioritäten hat er seither auch immer weiter zugunsten seiner Familie verschoben, welche nun schon zwei Nachkommen zählt. Seinen Bass hat er aber immer noch und er ist festen Willens diesen auch wieder zu bespielen, wenn die Zeit wieder reif dafür ist.

Martin, der Careless seinerzeit als erstes verließ und somit den Anfang vom Ende einleitete, hat sich von 6 auf 4 Saiten gesundgeschrumpft und spielt Bass bei der JK Band, welche Rock und Pop Klassiker auf Ortsfesten, Hochzeiten und anderen Partys zum Besten gibt. Diese Formation hat schon zu Careless-Zeiten bestanden und er hält ihr immer noch die Treue. Martin hatte sich trotz seiner großen Freude an der Musik früher nie richtig wohl damit gefühlt eigenes Material vor Publikum zu präsentieren. Er hatte immer Zweifel an der Wertigkeit unserer Kompositionen und befürchtete unsere Zuhörer zu langweilen. Zugegebener Weise wirkte unser Publikum in dieser Zeit auch meistens sehr „unaufgeregt“. Soweit mir zugetragen wurde hat er nun in dieser Konstellation seine musikalische Mitte gefunden und er ist jetzt mit vollem Herzen auf der Bühne angekommen.

Ich selbst habe seit der Zeit bei Careless nie ohne Band ausgehalten und schwang und schwinge die Trommelstöcke mit immer noch zunehmender Begeisterung bei den Quadrocks (Punk’n’Roll), die sich leider letztes Jahr aufgelöst haben und meiner aktuellen Band Slack Pile (Hardrock, Sleaze) und ich bin immer noch hungrig auf den nächsten Gig, die nächste Probe oder einfach nur auf das nächste Mal, dass ich mein Schlagzeug benutzen darf.

www.slackpile.de

Tomas Werdegang ist vom Genre her gesehen wahrlich nicht verwunderlich, hat er doch auch bei Careless schon die Harte Seite repräsentiert. Somit ist es nur Konsequent, dass er heute Mitglied der knallharten Djent Formation Driven by Entropy ist. Erstaunlicher ist es eher, dass er hier nicht wie seinerzeit bei uns eine Gitarre umhängen hat, sondern zum bona fide Frontmann mit einem beeindruckenden Organ gereift ist. Seine Rampensau-Qualitäten habe ich schon live bewundern können und kann nur Gutes berichten. Auch bei Careless war er es, der mit Ehrgeiz und vor allem großer Disziplin und großem Durchhaltevermögen glänzte. Mit dieser Attitüde kann man, bei dem reichlich vorhandenen Grundtalent, viel erreichen. Eine kleine Randnotiz noch: natürlich ist der musische Workoholic bei Driven by Entropy noch nicht ausgelastet und leistet sich nebenbei noch ein Hardcore Projekt. Dort spielt er aber ganz klar Schlagzeug. Es macht ja auch nichts Anderes Sinn. Ich habe sein Schlagzeugspiel zwar noch nicht gehört, bin mir aber sicher, dass er hier auch schon jetzt eine bessere Figur macht als ich es je könnte.

www.drivenbyentropy.de

Mit Christian habe ich zuletzt an Franks Hochzeit geredet und habe seither eigentlich nichts mehr von ihm gehört. Und so musste ich in Ermangelung besserer Möglichkeiten hier wie jeder andere mit seinem Namen bewaffnet eine wohlbekannte Suchmaschine aufsuchen. Überraschenderweise bin ich fündig geworden, denn ich hätte nicht gedacht, dass seine musikalischen Aktivitäten derart an mir vorbei gehen könnten. Schließlich hatte ich auch in der Zwischenzeit offene Augen und Ohren für das Schicksal meiner ehemaligen Mitstreiter.
Aber anscheinend konnte die Band Rise oft he Psychonaut, die ihr Genre mit TripHop vs RaveRock vs AlternativeIndie angibt, komplett unter meinem Radar fliegen. Leider hat sich dies Band schon 2014 wieder aufgelöst und so werde ich nie einem Konzert beiwohnen können. Ich musste schon deutlich Schmunzeln, als ich bei meinen Recherchen bemerkte, dass Christian die Texte von zwei weniger bekannten Liedern von Careless, welche aus meiner Feder stammten, neu aufgegriffen hat. Es war schon ziemlich spannend die alten Texte in neuem Kontext zu hören…und es war sehr nett mich tatsächlich bei Soundcloud als Autor zu würdigen. Ich fühle mich geehrt.
Noch mehr hat mich aber hat mich seine jüngste Kollaboration mit einem House Künstler Namens Phillip Lauer erstaunt. Allerdings weniger der Output, der mich eher an Dark Wave in der Tradition von Joy Division erinnert als an House Music, sondern eher die Tatsache, dass diese Zusammenarbeit zustande kam. Da wäre ich doch sehr interessiert.

https://soundcloud.com/permvac/lauer-esc-with-jasnau-taken-from-the-album-borndom

Ich wünsche allen ehemaligen Mitgliedern der Careless-Gang weiterhin alles Gute und möge noch viel Musik mit unserer Beteiligung entstehen!